Verkehrsregeln sollen Klarheit und Sicherheit im Straßenverkehr schaffen – doch viele Autofahrer kennen nicht einmal alle Vorschriften, die für sie gelten.
In der Fahrschule werden die Grundlagen vermittelt. Über die Jahre geraten viele der Regeln jedoch in Vergessenheit oder werden schlichtweg falsch interpretiert. Genau das kann im Ernstfall allerdings zu gefährlichen Situationen oder sogar zu hohen Bußgeldern führen.
Welche Verkehrsregeln sind also besonders häufig unbekannt oder werden von Autofahrern gerne missverstanden?
Das Reißverschlussverfahren: Nicht nur eine Empfehlung
Viele Autofahrer glauben, dass das Reißverschlussverfahren nur eine unverbindliche Empfehlung sei.
Tatsächlich ist es in §7 Abs. 4 der Straßenverkehrsordnung klar geregelt: Wer auf eine Fahrspur einfädeln muss – etwa aufgrund einer Baustelle oder einer endenden Spur – darf erst kurz vor dem Hindernis einfädeln. Die Fahrer auf der durchgehenden Spur sind verpflichtet, jeweils ein Auto einfädeln zu lassen.
Trotz dieser eindeutigen Regelung kommt es in diesen Situationen häufig zu Drängeln, riskanten Spurwechseln oder sogar aggressivem Verhalten gegenüber Fahrern, die das Reißverschlussverfahren korrekt anwenden. Wer andere aktiv daran hindert, sich rechtzeitig einzuordnen, kann sogar mit einem Bußgeld belegt werden.
Nebelschlussleuchte: Wann sie wirklich erlaubt ist
Die Nebelschlussleuchte ist ein weiteres Beispiel für eine oft missverstandene Regel. Viele Autofahrer schalten sie viel zu früh ein – etwa bei leichtem Regen oder minimalem Nebel.
Dabei darf die Nebelschlussleuchte laut der StVO nur aktiviert werden, wenn die Sichtweite unter 50 Metern liegt. Eine einfache Orientierungshilfe: Wenn du die Rücklichter des vorausfahrenden Autos noch klar siehst, ist die Nebelschlussleuchte überflüssig. Sie kann andere blenden.
Ein Verstoß gefährdet nicht nur andere Verkehrsteilnehmern. Er wird auch mit einem Bußgeld von bis zu 20 Euro geahndet.
Einbahnstraße: Rückwärtsfahren verboten?
Eine weit verbreitete Annahme ist, dass in einer Einbahnstraße Rückwärtsfahren nicht erlaubt ist. Das stimmt jedoch nicht ganz.
Grundsätzlich ist Rückwärtsfahren erlaubt, wenn es notwendig ist – beispielsweise um in eine Parklücke einzuparken. Was allerdings tatsächlich nicht erlaubt ist: Eine längere Strecke rückwärts durch eine Einbahnstraße zu fahren.
Wird gegen diese Regel verstoßen, droht ein Bußgeld von bis zu 100 Euro und ein Punkt in Flensburg.
Vorfahrtregelungen an Kreuzungen: Der Unsichtbare rechts vor links Fehler
Die Grundregel „rechts vor links“ ist zwar allgemein bekannt, wird aber dennoch häufig missachtet – insbesondere auf Parkplätzen und in verkehrsberuhigten Bereichen.
Viele Autofahrer gehen fälschlicherweise davon aus, dass auf Parkplätzen automatisch Vorfahrtsregeln aufgehoben sind. Tatsächlich gilt aber auch hier in den meisten Fällen „rechts vor links“, sofern keine andere Beschilderung vorhanden ist.
Falsch angenommen wird ebenfalls von vielen Autofahrern, dass an abgesenkten Bordsteinen die Vorfahrt automatisch gegeben ist. Wer hier einfach weiterfährt, riskiert allerdings einen Unfall und trägt daher in der Regel eine Mitschuld.
Verkehrskunde-Kurse: Auch für erfahrene Fahrer sinnvoll
Wer den Führerschein macht, durchläuft eine umfangreiche theoretische und praktische Ausbildung. Was viele allerdings nicht wissen: In der Schweiz ist es für Fahranfänger beispielsweise Pflicht, nach der Prüfung einen zusätzlichen Verkehrskunde-Unterricht, kurz VKU, zu besuchen, bevor die Probezeit endet. In dem VKU Winterthur werden die Verkehrsteilnehmer beispielsweise in wichtigen Themen wie Gefahrenwahrnehmung, Fahrphysik und umweltbewusstem Fahren geschult.
Solche Kurse sind keinesfalls nur für Fahranfänger sinnvoll. Auch erfahrene Autofahrer profitieren von einer regelmäßigen Auffrischung. Wie sich zeigt, werden viele Regeln im Laufe der Jahre entweder vergessen oder haben sich geändert.
Kreisverkehr: Wann Blinken Pflicht ist
Ein weiteres großes Missverständnis betrifft das Blinken im Kreisverkehr. Viele Autofahrer gehen davon aus, dass beim Einfahren nicht geblinkt werden muss – und das ist in den meisten Ländern auch korrekt.
Bei dem Verlassen des Kreisverkehrs jedoch ist der Blinker immer vorgeschrieben. Wer das nicht macht, riskiert, den nachfolgenden Fahrer zu irritieren. In manchen Ländern droht dann ein Bußgeld. Besonders in der Schweiz, Österreich und Deutschland gibt es hierzu klare Vorgaben.
Wer sich auskennt, fährt sicherer
Diese und viele andere Regeln sind Autofahrern oft nicht bewusst oder werden falsch interpretiert. Das kann nicht nur teuer, sondern im Ernstfall sogar lebensgefährlich werden.
Ein regelmäßiger Blick ins Verkehrsrecht oder eine Auffrischung durch Verkehrskunde-Kurse hilft daher, solche gefährlichen Missverständnisse zu vermeiden. Letztlich gilt: Wer die Regeln kennt und korrekt anwendet, trägt aktiv zu mehr Sicherheit auf den Straßen bei – für sich selbst und andere.